Diese Karikatur fiel mir beim letzten Besuch bei Facebook auf. Meistens vergebe ich ein Like oder – wenn mir danach ist – teile ich es. Diese Zeichnung jedoch blieb mir lange im Gedächtnis und am Abend sprachen Mia und ich noch lange darüber. Heute begab ich mich auf die Suche nach dem Urheber – leider ohne Erfolg. Ich fand es auf einer indischen Seite, auf einer aus Thailand und auch in Deutschland wurde es gezeigt. „Autor unbekannt“ stand da. Nicht, dass ich den, wenn ich ihn denn erreichen sollte, darüber befragen würde. Nur, ob ich es für meinen Blog verwenden dürfe, hätte ich gern gewusst. Aber darum soll es jetzt nicht gehen.Handkuss eines Heuchlers

Zunächst scheint so klar zu sein, was der Zeichner wohl sagen wollte. Und wer hat nicht – mal ganz ehrlich – auch schon so gehandelt? In Bayern könnte man es abgemildert vielleicht in „du hast Recht und i hob mei Rua“ übertragen. Wie oft war ich in einer Situation, in der ich, ganz und gar Stinkefinger, meinem Gegenüber Achtung oder Verehrung heuchelte. Nicht schön. Zugegeben.

Aber was ist mit jenem Typen, dessen Hand gerade so vermeintlich unterwürfig geküsst wird? Da frage ich mich, ob man so sein möchte. Je länger ich auf dieses kleine Meisterwerk schaue, umso schauerlicher erscheint mir die Vorstellung, jemals so zu werden. In welcher Rolle auch immer man dergestalt voller Verachtung hofiert wird: Oskar-reif ist sie nicht. Wann immer einem Menschen auf diese Art zu begegnen pflegen, kann man – vorausgesetzt, man verfügt über ein gerüttelt Maß an Selbstreflektion, was aber in diesem Fall kaum je zur dargestellten Szene geführt haben würde – davon ausgehen, etwas gründlich vergeigt zu haben.

Da mag die Autorität noch so riesig sein, die Macht so groß und schwer, Respekt zeitigt sie nicht. Epauletten voller Eichenlaub und Sterne, ein teures Büro, Rolex, Maserati oder Bodygards, ein Schild mit der Aufschrift „Chef“ oder gar ein Blaulicht auf dem Dach: Stinkefinger! Wertschätzung wird nur pur und unverdünnt entgegengebracht werden, wem außer den Insignien der Macht auch ein respektabler Charakter innewohnt. Wenn die Haltung eine ist, die eine Verbeugung gar nicht erst offen zulässt, denn die findet dann im Kopf statt. Dann braucht es den Finger nicht. Und den Handkuss genauso wenig.

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Written by Albert

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