…existiert nicht! Natürlich gibt es unter den (gerne) Lebenden viele Meinungen darüber. Da wird zum Beispiel der Sprung von einer Brücke anheimgestellt. Angesichts der Selbstzerstückelung durch eine Lokomotive kam mir auch die Meinung zu Ohren, man könne sich doch besser aufhängen. Ein Tatortreiniger vertrat die Ansicht, ein Cocktail aus Hochprozentigem und starken Tranquilizern sei das Mittel der Wahl. Den Satz „ da kannst Dich gleich erschießen“ habe ich unzählige Male vernommen.

Nun scheint sich die Vermutung zu bestätigen, ein Pilot habe, um sich zu entleiben, ein Flugzeug nebst ihm anvertrauten Fluggästen gegen einen Berg krachen lassen. Das Internet ist voll von entsprechenden Meldungen, im Fernsehen laufen Live-Berichterstattungen, Interviews und traurige Bilder in Endlosschleife.

Freilich: Der Drang nach Erklärung, irgendeinem Ansatz, das Unvorstellbare irgendwie zu begreifen, ist groß.

In Foren und im Sozialen Netzwerk lese ich das Entsetzen, die Trauer. Aber immer wieder auch wirres Zeug von der Verschwörung bis hin zu Häme. Und eben auch die Frage, ob der (Co-)Pilot nicht einen anderen Weg hätte wählen können.

In Zeiten der fast grenzenlosen Vernetzung muss man verantwortungsvoll mit derlei Äußerungen umgehen.

Aber auch zu Ende denken! Ein Mensch, der sich in der Situation wiederfindet, seinem Leben ein Ende zu setzen, wird auf rationalem Wege nicht mehr zu erreichen sein. Kein Gedanke an Kollateralschäden wird ihn von seinem Vorhaben abbringen. Weder die Idee, dass ihn schließlich jemand von Bahndämmen aufsammeln, von Stricken schneiden, von Toiletten tragen oder der Autobahn kratzen muss, noch die Möglichkeit, dass hinter ihm hunderte Menschen seinen Weg mitzugehen gezwungen sind.

Ein Mensch, der keinen Sinn im Leben zu erkennen glaubt, wird lange vorher ein SOS gesendet haben. Aber sind diese Notrufe als solche erkannt worden? Hat man ihm zugehört? Genau hingesehen? Kann jeder für sich hundertprozentig ausschließen, derlei Signale überhört oder fehlinterpretiert zu haben?

Das soll Geschehenes nicht entschuldigen – beileibe nicht! Man braucht es auch nicht verstehen. Im Gegenteil: Ist es wirklich so gewesen, hat selbst Wut ihre Berechtigung. Enttäuschung, Trauer, Hilflosigkeit.

Alles , aber keine Empfehlungen für einen „besseren“ Suizid!

 

 

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Written by Albert

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