…begegnet uns höchstwahrscheinlich täglich. Wir erkennen sie bloß nicht. Aber was würde es auch nützen? Vermutlich fährt sie im Auto vor uns oder wohnt gar nebenan. Sie sitzt am nächsten Tisch und grüßt uns womöglich freundlich. Den aktuellen Aufenthaltsort kennt man nicht. Einen ehemaligen findet man aber immer wieder mal. Zumeist dann, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Kürzlich während einer Zigarettenpause: Die Fluppe glüht und ich gehe ein paar Schritte. Ein Feldweg zweigt von der Straße ab und quert dabei den Straßengraben. An seinem Rand blühen zaghaft Sanddorn und Hagebutte. Schlüsselblumen und junger Löwenzahn malen gelbe Tupfen in das junge Grün des Frühlingstages.

Die Drecksau scheint hier einst ebenfalls eine Pause eingelegt zu haben. Ob sie sich auch eine Selbstgedrehte schmecken ließ, ist unbekannt. Vermutlich aber nicht, sonst läge sicher auch die ausgetretene Kippe neben den Farbeimern, die die Drecksau in den Straßengraben warf. Sie hatte wohl nicht alle Farbe verbrauchen können. Die Liter blauer und weißer Farbe waren übrig und ihr lästig geworden. Genauso, wie die Plastikeimer, in denen die Farbe einmal war. Mit Schwung wird die Drecksau die Eimer in den Graben geworfen haben, wo sie aufplatzten und sich ihr Inhalt über die Böschung ergoss. Die weiße Farbe scheint schon etwas fest geworden zu sein. Nur einige Spritzer sind zu sehen. Und eine erstarrte Welle aus Farbe, die es nur einige Zentimeter über den Eimerrand geschafft hat. Die blaue hat sich schön über den Grabenrand verteilt. Der gelbe Deckel des Eimers liegt auch dort. Zwei Säcke mit Müll liegen auch dabei. Die Drecksau scheint nach getaner Arbeit nicht mehr gewusst zu haben wohin mit den Resten der Brotzeit und den besudelten Abdeckfolien.

Drecksau_2

Was mag in solchen Menschen vorgehen? Was lässt jemanden solche Dinge tun? An mangelnden Entsorgungsmöglichkeiten kann es jedenfalls nicht liegen. Bequemlichkeit mag ein Motiv sein. Oder schlicht Blödheit. Sparsamkeit könnte auch sein: Die vier Winterreifen die ich neulich auf dem Weg zum Biergarten fand, kosten immerhin zwei Euro fünfzig pro Stück, wenn man sie entsorgen möchte. Schon heftig, wenn man bedenkt, dass diese Niederquerschnittreifen mal gut und gern das Vierzigfache gekostet haben. Den Computer, der einige Tage später dort lag, hätte man kostenlos loswerden können. Im Wertstoffhof ganze drei Kilometer weiter. Genau wie die Matratzen, McDonald’s-Tüten, gelbe Säcke, Pfandflaschen (!) und Sprühdosen.

Wie ich das so schreibe, will ich eigentlich nicht mehr wissen, warum so mancher zur Drecksau mutiert. Mir reicht zu wissen, dass es passiert. Genau. Mir reicht es!

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Written by Albert

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